History

Die Besetzung

Die Köpenicker Str. 137 wurde am 23.02.1990 besetzt. Kurz zuvor war das Haus entmietet worden. Durch die Besetzung wurde der geplante Abriß des Gebäudes verhindert. Im Sommer 1991 wurde mit der Verwalterin des Hauses der W.B.M. (Wohnungsbau-gesellschaft Mitte), ein Vorvertrag über die Nutzung sämtlicher Räume des Hauses abgeschlossen. Der Vertrag betrifft sowohl Maßnahmen der baulichen Selbsthilfe als auch den Abschluß von Einzelmietverträgen für die Wohnräume.
Am 01.05.1993 wurden dann mit der neuen Verwalterin des Hauses, der G.S.E. (Gesellschaft für Stadtentwicklung), unbefristete Mietverträge für die Wohnräume des Hauses abgeschlossen.

Fehlgeschlagene Vertreibungsversuche

1994 wurde im Rahmen eines Rückübertragungsverfahrens Volquard Petersen neuer Eigentümer des Gebäudes. Um freie Bahn für seine Planungen eines Bürokomplexes zu haben kündigte er 1996 die Mietverträge und reichte eine Räumungsklage ein. Diese wurde aber abgewiesen, die Kündigungen für nichtig erklärt.
In der Zwischenzeit hatte Petersen hohe Schulden angehäuft; 1998 wurde das Haus gepfändet und unter Zwangsverwaltung gestellt. Die Commerzbank beantragte die Zwangsversteigerung des Hauses. 1999 wurde dann tatsächlich mehrmals versucht das Haus zu versteigern. Zahlreiche Proteste und Solidaritätsaktionen, aber wohl auch die Existenz gültiger Mietverträge für das Haus, wirkten jedoch offensichtlich abschreckend auf potentielle Investoren - bei den ersten beiden Versteigerungen fand sich kein einziger Interessent; der Antrag für eine dritte Versteigerung wurde im Mai 2000 zurückgezogen.

Verwaltung des Hauses

Die Zwangsverwaltung des Hauses wurde aufgehoben und an Petersen rückübertragen, von dem seitdem nichts mehr zu hören war. Die Hausbewohner gründeten daraufhin eine Mieternotgemeinschaft und schlossen Verträge mit den Versorgungsunternehmen ab. Seitdem wird die gesamte Verwaltung des Hauses von der Mieternotgemeinschaft geleistet. Das gesamte Frisch- und Abwassersystem sowie das Dach sind in Eigenarbeit komplett erneuert worden. Die Kellerräume wurden unter hohem Aufwand trocken gelegt und nutzbar gemacht. Umfangreiche Sanierungsarbeiten in den Wohnungen und ständige kleinere Reparaturen und Instandhaltungsmaßnahmen werden von uns selbst erledigt. Keine Hausverwaltung und kein Eigentümer sind nötig um unser rattenscharfes Projekt am Leben zu halten!

Die Zwangsversteigerung 2007

2007 kam es erneut zu einer Zwangsversteigerung. Amtsgericht und die Gläubigerin Commerzbank mauschelten im Vorfeld, versuchten den Verkauf möglichst geheim zu halten und verscherbelten schließlich die KØPI und den KØPI-Wagenplatz zur Hälfte des Verkehrswertes an den Spekulanten Besnik Fichtner. Dieser operierte aus einem dubiosen Firmengeflecht heraus, hinter dem sich die Firma Nehls Immobilien versteckt hatte. Die Staatsanwaltschaft ermittelte laut Berliner Zeitung gegen ihn und diverse Hintermänner unter anderem wegen schweren Betrugs. Fichtner kündigte in der Berliner Zeitung an, auf dem Gelände Luxuslofts mit Yachtliegeplätzen errichten zu wollen. Dass die KØPI nicht am Wasser liegt und es somit schwer werden wird einen Hafen auf dem Gelände zu errichten scheinen Fichtner, Nehls & Co. vor lauter Habgier ganz vergessen zu haben. Wie auch immer, letztendlich wurden nach einem Possenspiel innerhalb der Nehls Clique für das Erdgeschoss und den Keller, in denen die Gemeinschaftsräume liegen,ein Vertrag mit einer Laufzeit von 29 Jahren abgeschlossen. Die seit Anfang der 90er-Jahre existierenden Mietverträge für die Wohnräume laufen weiter unbefrist.

Versteigerung 2013

Im Februar 2013 wurden vor dem Amtsgericht Mitte auf Antrag der Commerzbank 2 Grundstücke neben der Köpi, auf denen sich der Wagenplatz befindet, zur Versteigerung gebracht. Am Ende wurde jedoch nur eins der Grundstücke ersteigert, und zwar von Rechtsanwalt Friedrich Spek, der im Auftrag einer GmbH auftrat - hinter der sich niemand anderes als erneut eine der Nehls Unternehmungen verbirgt. Aus der Sicht von Nehls dürfte das Areal interessanter denn je sein: Die Köpenicker Straße in Mitte ist seit 2011 als „Nördliche Luisenstadt“ ein Sanierungsgebiet, der Senat will dort Millionen in Infrastruktur investieren. Inzwischen hat sich eine Initiative zusammengefunden, die sich mit der Yuppiesierung der Luisenstadt auseinandersetzt. Denn von der großkotzigen Stadtplanungen ist nicht nur die Köpi betroffen...

Die KØPI - Selbstverwaltetes Wohn- und Kulturprojekt

Das Haus bietet Wohnraum für ca. 50 Menschen einschließlich ihrer Kinder, von denen einige seit ihrer Geburt im Haus wohnen. Die gemeinschaftlich genutzten Räume bieten Platz für die verschiedensten unkommerziellen Kulturveranstaltungen. In den zwei Konzerträumen sind in den letzten mehr als 20 Jahren Hunderte von Bands aus allen Kontinenten aufgetreten - Berliner Nachwuchskünstler ebenso wie nahmhafte Musiker aus Amerika, Europa oder Asien. Für viele osteuropäische Musiker war die KØPI der erste Auftrittsort in Deutschland. Aber auch zahlreiche Theateraufführungen sowie Tanz- und andere Performances finden auf den Bühnen der KØPI statt.
Hinzu kommt ein nicht-kommerzielles Videokino, kostenlos nutzbare Sport- und Theaterräume, eine selbstverwaltete Siebdruckwerkstatt, der Techno-Keller, Berlins ältester Kletterraum, das offene Büro, vegan/vegetarische Volxküchen, ein Bandproberaum und vieles mehr. - und all dies ganz bewußt ohne einen einzigen Cent von Staat, Stadt, Parteien oder sonstigen "Wohltätern".
Die neuem Planungen sehen neben Lofts und Luxusstudentenheimen auch Party- und Konzertlocations vor. Dass wir auch das besser können, haben wir in den letzten Jahrzehnten wohl klar bewiesen...

Köpi ist und bleibt Risikokapital!

einen weiteren, sehr guten Artikel zur Köpigeschichte gibt es auf indymedia

  • Historische Postkarte vom Fürstenhof - Köpenicker Str. 137
  • Hausansicht KØPI
  • Hausansicht KØPI
  • Hausansicht KØPI